Berliner Zeitung
Wolfgang Fuhrmann, 5. Dezember 2007
Europa beginnt in Brasilien
Die CAMERATA EUROPÆA im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie mit Villa-Lobos und Guarnieri
Villa Lobos und Guarnieri gingen vom Studium der brasilianischen Volksmusik aus - aber nicht im Sinne eines Karneval-von-Rio-Folklorismus, sondern als Inspiration zu konstruktiven Verfahren - so wie Bartók die ungarische und Strawinsky die russische Volksmusik in sich aufgenommen haben.
Diese Konstruktivität ließ sich an der Darstellung der CAMERATA EUROPÆA unter der Leitung der jungen griechischen Dirigentin Maria Makraki auch durchaus nachvollziehen. Dieser "Blick in die klassische Musik Brasiliens" war ein Gewinn, auch im engagierten Einsatz des Fagottisten Frank Forst und in der kontrollierten Ekstase des Pianisten Sergio Monteiro in "Seresta".
Vor allem bot der Abend Gelegenheit, die seit 2007 bestehende CAMERATA EUROPÆA (CE) erstmals in größerem Rahmen zu erleben. Gegründet auf die Inititative des Komponisten Marcello Abbado (Bruder von Claudio) hin als ein dem europäischen Gedanken gewidmetes Kammerensemble, hat sich die CE um die Dirigentin Makraki und den Fagottisten Forst herum kristallisiert. Der Stamm setzt sich aus Mitgliedern von hochkarätigen Orchestern zusammen: Staatskapelle, DSO, Konzerthausorchester und Camerata Salzburg. Und dieses hohe Niveau war bei den Soli der Konzertmeisterin oder der Solobratschistin ebenso deutlich wie in den geradezu rekordverdächtig sauberen und tonschönen Einsätzen der beiden Musiker an den Kontrabässen.