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Stella Tziva, 16. November 2011
Camerata Europaea – ein hoch motiviertes Orchester, das ständig wächst
Das Athener Kulturzentrum About hat während der Sommersaison 2011 einen Kurs für Dirigieren mit der künstlerischen Leiterin der Camerata Europaea, Maria Makraki, durchgeführt. Während dieser Seminarveranstaltung, die im Sommer 2012 erneut in Griechenland stattfinden soll, sprach Maria Makraki mit Stella Tziva über die Kurse, die Camerata Europaea und über die Lage in Griechenland.
C. N.: Können Sie uns das Profil, die Aktivitäten und Ziele der Camerata Europaea beschreiben?
M.M.: Die Camerata Europaea ist ein musikalisches Ensemble, das 2007 gegründet wurde und aus hervorragenden Musikern aus allen möglichen Mitgliedsländern der Europäischen Union besteht. Die Konzerte wollen Werke zeitgenössischer europäischer Komponisten einem breiteren Publikum bekannt machen. Konzertreihen wie Musik Plus, Europa Spirituell, Vielklang Europa und Trio Europa haben das Ziel, beispielgebende Programme zu entwickeln, die eine Brücke zwischen den Ländern Europas schlagen sollen, während sie – thematisch gesehen – das Traditionelle mit dem Modernen, das Vertraute mit dem Unbekannten verbinden und auf diese Weise das Interesse des Publikums dafür wecken, die Schätze der zeitgenössischen europäischen Kultur zu heben.
C. N.: Sind Sie als Leiterin der Camerata Europaea mit ihrem bisherigen Weg zufrieden?
M.M.: Ich würde sagen, wir sind ehrgeizig genug, um uns nicht mit dem bisher Erreichten zufriedenzugeben. Wir hoffen, unseren Aktionsradius noch mehr erweitern zu können und als ein Instrument zu dienen, das verschiedene Organisationen und Träger an einen Tisch bringt, um den Kulturaustausch und das Zusammenwachsen Europas voranzubringen.
C.N.: Halten Sie den Beruf des Dirigenten für männlich besetzt?
M.M.: Ganz bestimmt nicht. An jeder Hochschule, an der das Fach Dirigieren unterrichtet wird, gibt es heutzutage Studentinnen. Der Begriff Dirigieren bezieht sich für mich auf die Interpretation einer Komposition, auf die Aufführung des Werks und auf meine eigene Wahrnehmung seines ganz individuellen Klangs. Das alles und die Anverwandlung des Werks durch die Musiker bedeutet für mich eine große Herausforderung. Eine Dirigentin hat die Möglichkeit, sich durch ihre Ausstrahlung, ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Musikalität durchzusetzen.
C. N.: Werden Sie in diesem Jahr mit der Camerata Europaea nach Griechenland kommen?
M.M.: Die Camerata Europaea plant in der kommenden Saison nur die Durchführung der Europäischen Sommerakademie in Griechenland.
C. N.: Glauben Sie, dass es Griechenland mehr staatliche und professionelle Orchester geben sollte? Sind die geeigneten kulturellen und finanziellen Rahmenbedingungen für ein solches Vorhaben vorhanden?
M. M.: Ich würde sagen, dass in dieser Frage Qualität Vorrang vor der Quantität haben sollte. Ich hoffe, dass die schwierige wirtschaftliche Lage nicht dazu führen wird, dass bereits bestehende Orchester aufgelöst werden müssen. Die kulturdiplomatischen Beziehungen, die den Bereich der Musik betreffen, müssen in schweren Zeiten verstärkt zielgerichtet und fokussiert eingesetzt werden.
C. N.: Hat die Camerata Europaea auch griechische Werke mit ihrem musikalischen Reichtum und ihrer besonderen regionalen Note in ihrem Repertoire?
M. M.: Selbstverständlich stellen wir in unseren Konzertprogrammen auch griechische Komponisten vor. Darüber hinaus ist es auch mein ganz persönliches Anliegen, wann immer es in konkreten Konzertreihen möglich ist, Werke zeitgenössischer griechischer Komponisten zu spielen. Die Camerata Europaea ist auch besonders aufgeschlossen, was internationale Uraufführungen anspruchsvoller Werke betrifft.
C. N.: Sie haben Orchester u.a. in Großbritannien, Deutschland, der Schweiz, in Polen, Rumänien, Griechenland und in der Ukraine geleitet. Was für eine Beziehung besteht zwischen dem Dirigenten und den Orchestermusikern? Ist eine gute Zusammenarbeit erst möglich, wenn die „Chemie“ zwischen Dirigent und Orchester stimmt?
M. M.: Die „Chemie“ spielt mit Sicherheit eine entscheidende Rolle. Doch selbst sie entsteht erst mit der Zeit. Ein Dirigent muss über eine breite Bildung, Geschicklichkeit und Organisationstalent verfügen und eine persönliche Art haben, die einem positiven Arbeitsklima psychologisch förderlich ist.
C. N.: Erzählen Sie uns mehr von der Europäischen Sommerakademie im Fach Dirigieren, die sie in Griechenland abhalten. Was ist ihr Ziel und an wen richtet sie sich?
M. M.: Die Camerata Europaea hat ein besonderes Interesse daran, junge Talente zu fördern. Daher hat sie Ausbildungsmöglichkeiten entwickelt wie etwa durch die Gründung eines Jugendsymphonieorchesters und die Einrichtung von jährlichen Kursen im Rahmen der neu gegründeten Sommerakademie. Ziel ist die Ausbildung junger Künstler durch namhafte Dozenten, sodass die Schüler ein breites Repertoire erwerben und ihre technischen und musikalischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Im Sommer 2012 plant die Camerata Europaea die Durchführung von Seminaren im Athener Kulturzentrum About in den Fächern Komposition und Flöte. Nach einem Bewertungsverfahren werden junge Musikerinnen und Musiker die Möglichkeit erhalten, in der nächsten Saison im Jugendsymphonieorchester mitzuwirken.
C. N.: Sind Ihnen im Verlauf der vergangenen Kurse griechische Komponisten oder Solisten besonders aufgefallen?
M. M.: Nach dem letzten Kompositionskurs im Sommer 2011 im Kulturzentrum About haben wir das Werk „Transformation“ des griechischen Komponisten Alexandros Georgiadis in unser Repertoire aufgenommen, das im April 2012 im Konzerthaus Berlin zur Aufführung gelangen wird.
C. N.: Welche Werke haben sie bislang mit der Camerata Europaea aufgenommen?
M. M.: Wir haben Werke zeitgenössischer griechischer Komponisten wie u.a. Minas Borboudakis, Periklis Koukos, Georgios Kyriakakis, Savvas Savva, Nikos Vihas und Alkinoos Ioannidis aufgenommen, aber zum Beispiel auch Stücke von Gustavo de Sá, Ronaldo Miranda, Peter Machajdik und Bertold Hummel eingespielt u.v.m.