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DIE ZEIT

Uns Menschen beschäftigt die Frage „Was ist die Zeit?“, da sie unser Dasein entscheidend beeinflusst. Seit der Antike versucht der Mensch, die Bedeutung der Zeit zu bestimmen und sich ihrer wahren Natur zu nähern. Die Fragen, ob ihr Verlauf linear oder zyklisch ist oder – wie die moderne Auffassung von der Zeit es will - neben Länge-Breite-Höhe die vierte Dimension bildet, stacheln den menschlichen Geist an und führen zu unterschiedlichen Theorien über die Zeit.

Heraklit sagte: „Alles fließt“. Die Zeit zeichnet sich durch die Abfolge von Ereignissen aus, durch Bewegung-Wandel-Veränderung. Bei jedem Wandel tritt eine Veränderung vom Sein zum Nicht-Sein ein und umgekehrt. Die Zeit ist ein diachronischer und gleichzeitig relativer Begriff. Im Rahmen der Relativitätstheorie hat Einstein die Zeit als eine relative Größe zum Raum definiert, genauer gesagt fasste er die Zeit als räumliche Dimension auf, die aus diesem Grund unauflöslich mit der Materie verbunden ist. 

Die Zeit hat eine doppelte Identität: Sie ist zum einen die objektive mathematische Zeit mit ihrem abstrakten Wesen, dem es am qualitativen Element fehlt, und zum anderen die subjektive Zeit oder anders gesagt das innere, qualitative Leben des Seins. Die psychologische Zeit steht dem mathematischen, quantitativen Begriff von Raum und Zeit entgegen und beschreibt den Weg des Seins vom Potenziellen zum Aktiven, um zu seiner Verwirklichung zu führen.

Die Musik artikuliert und strukturiert mit ihrem Fließen die Zeit. Sie fügt der Zeit durch die Steigerung des Momentanen, durch Richtung, Schnitte, Pausen und Verdichtungen (stretto accelerando) und In-die-Länge-Ziehen (rallentando, ritenuto, rubato) Schwankungen, Abweichungen und Unterbrechungen hinzu. Durch die Musik werden Überschreitungen möglich, die Dimensionen zunichte gemacht und so Zeitlosigkeit skizziert (nicht-messbare Zeit im Metrum, Diskontinuität in der Kontinuität). 

Mithilfe der Ausdrucksfreiheit, die mit der gelebten Erfahrung verwoben ist, und der emotionalen Ladung wird dem Jetzt, das alles enthält, aber auch dem Ganzen im Jetzt Qualität und Tiefe zugefügt. So wird die Bedeutung des Davor und Danach sowie die Bedeutung der Ewigkeit greifbar. Wenn wir jeden Moment liebevoll umarmen, dann gewinnt die Zeit an Wert und das Leben den Sinn, der ihm zusteht. (Maria Makraki, künstlerische Leitung)

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